„Es geht darum, die Unentschlossenen zu überzeugen“

Bürgermeister Ralf Möller rät zur Impfung, hält aber nichts von einer Impflicht – Niederschwellige Angebote im Landkreis Darmstadt-Dieburg kommen gut an

Eine hohe Impfquote ist der Schlüssel, um die Corona-Pandemie überwinden zu können. Darin sind sich Politiker und Virologen einig. In Deutschland ist die Impfkampagne ins Stocken geraten. Vor wenigen Wochen gab es zu wenig Impfstoff, nun gibt es zu wenige Impfwillige. Knapp 60 Prozent der Bevölkerung haben bislang den vollen Schutz. Laut Robert-Koch-Institut müssten aber mindestens 85 Prozent der 12- bis 59-Jährigen und 90 Prozent der Seniorinnen und Senioren ab 60 Jahren geschützt sein, um in den kälteren Monaten eine vierte Welle verhindern zu können. „Jeder Geimpfte schützt nicht nur sich, sondern auch andere und übernimmt somit gesellschaftliche Verantwortung, was gerade jetzt wichtig ist", betont Bürgermeister Ralf Möller, der sich aber klar gegen eine Impflicht ausspricht: „Ich respektiere Menschen, die Bedenken haben und zögern. Es geht darum, die Unentschlossenen zu überzeugen – aber nicht mit Zwang, sondern mit Argumenten."

Die Debatte um eine Impflicht in Deutschland war in den letzten Wochen angeheizt worden. Die gibt es zwar nicht, aber der Druck auf Impfgegner ist gestiegen. So ziehen etwa Sport- und Kulturveranstalter in Erwägung, künftig nur noch Geimpften und Genesenen Zutritt zu gewähren. Und Bund und Länder haben beschlossen, dass Schnelltests ab dem 11. Oktober nicht mehr kostenlos sein werden. „Das halte ich grundsätzlich für richtig", sagt Möller. Von dieser Regelung sind nur jene Menschen nicht betroffen, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen kann oder einer Gruppe (z. B. Schwangere) angehören, für die es keine Impfempfehlung gibt. Regelmäßige Schnelltests brauchen künftig daher viele Ungeimpfte, wenn sie am gesellschaftlichen Leben teilnehmen wollen. Bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von über 35 dürfen bestimmte Innenbereiche (z. B. von Restaurants) nur noch mit negativem Test, Impf- oder Genesenennachweis betreten werden. In weiten Teilen Deutschlands ist ein kontinuierlicher Anstieg bei den Fallzahlen zu beobachten – auch im Landkreis Darmstadt-Dieburg, wo die Inzidenz derzeit bei 40 liegt (Stand 19. August 2021).

„Man muss davon ausgehen, dass die Inzidenz im Herbst und Winter wesentlich höher als jetzt sein wird und die Regelungen somit über einen längeren Zeitraum gelten werden", sagt Möller. Der Rathaus-Chef appelliert deshalb an jeden Unentschlossenen, sich impfen zu lassen. „Alle Impfstoffe schützen zuverlässig vor schweren Verläufen und haben nur in sehr, sehr seltenen Fällen Nebenwirkungen, die aber auch bei jeder anderen Impfung auftauchen können", betont Möller, zeigt aber Verständnis für Skeptiker: „Es sind in den vergangenen Monaten vonseiten der Politik Fehler bei der Kommunikation gemacht worden, was zu Verunsicherung geführt hat", sagt der Rathaus-Chef und schiebt nach: „Das ändert aber nichts daran, dass alle Corona-Impfstoffe sehr sorgfältig geprüft wurden, ehe sie auf den Markt gekommen sind."

Leicht bekommen kann man eine Impfung bereits seit einigen Tagen. Der Landkreis Darmstadt-Dieburg hat eine mobile Impfkampagne an wechselnden Standorten ins Leben gerufen, die ohne Termin besucht werden können und gut angenommen werden. Kinder und Jugendliche können über die Buchungsplattform „Ärmel hoch 4 Kids" einen Termin erhalten. Weitere Infos gibt es online: https://perspektive.ladadi.de/impfen/.

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