Starkes Zeichen gegen Pläne der Deutschen Bahn

Mehrere hundert Teilnehmende bei Protestmarsch – Bahn stellt Stand der Planungen vor, Bürgermeister, Kommunalpolitik und Bevölkerung verdeutlichen Ablehnung

Mehr als 500 Menschen haben am vergangenen Freitag in Weiterstadt gegen die Pläne der Deutschen Bahn demonstriert, die beim Projekt Güterverkehrstrasse Rotterdam – Genua im Bereich Weiterstadt die Variante II b umsetzen will. Es handelt sich dabei um die zweigleisige „kleine Weiterstädter Kurve", auf welcher die Güterzüge aus bzw. in Richtung Mainz an die Nord-Süd-Trasse entlang der A5 angebunden werden sollen. Die Konsequenz: Die ohnehin schon starke Lärmbelastung könnte sich deutlich erhöhen, weil sich das Zugaufkommen nachts fast verdoppeln soll. Unter dem Motto „#ProtestZUG" hatte die Stadt zusammen mit der IG Neubaustrecke zu einem rund 1.000 Meter langen Marsch vom Park+Ride-Parkplatz am Bahnhof zur Anlage des Reit- und Fahrvereins Weiterstadt (Gräfenhäuser Weg) geladen, deren Existenz durch die Pläne der Bahn bedroht ist. Dort konnten sich die Bürgerinnen und Bürger über den aktuellen Stand der Planungen informieren und mehreren Redebeiträgen zuhören. „Es ist für mich unerklärlich, warum die Streckenführung entlang der A67 verworfen wurde", betonte Bürgermeister Ralf Möller. Anwesend waren neben ihm viele Kommunalpolitiker wie Lutz Köhler (Erster Kreisbeigeordneter) und Landtagsvizepräsidentin Heike Hofmann, die auch Mitglied der Stadtverordnetenversammlung ist.

Dabei war auch Andreas Larem, der den Landkreis Darmstadt-Dieburg als Direktmandat im Deutschen Bundestag vertritt. „Ich kann Ihnen versprechen, dass ich mich für maximalen Lärmschutz einsetzen werde", richtete Larem den Blick auf eine parlamentarische Befassung in Berlin, die sehr wahrscheinlich ist. Denn die Stadt fordert übergesetzlichen Lärmschutz, um Bürgerinnen und Bürger optimal zu schützen. „Lassen Sie uns gemeinsam für ein liebens- und lebenswertes Weiterstadt kämpfen – auch für die nachfolgenden Generationen", appellierte Hofmann. Vor Ort waren auch Vertreter der DB Netz AG, die über den aktuellen Stand der Planungen informierten. Projektleiter Jörg Ritzert stellte den Streckenverlauf detailliert vor und erläuterte, weshalb sich die Bahn für die Variante II b entschieden habe. Zudem blickte er voraus auf die parlamentarische Befassung, mit der er frühestens Ende 2023 rechnet. „Bis dahin können wir konstruktive Lösungen erarbeiten, die in den Bericht für den Verkehrsausschuss des Deutschen Bundestages aufgenommen werden", erläuterte Ritzert.

Ende November hatte die Deutsche Bahn ihre Vorzugsvariante bekanntgegeben, woraufhin die Stadt Weiterstadt schnell Maßnahmen in die Wege leitete. Ein Rechtsbeistand setzt sich für die Interessen der Kommune ein, nachdem die Stadtverordnetenversammlung finanzielle Mittel in fünfstelliger Höhe bewilligt hatte. Zudem wurde ein Schallgutachter beauftragt, der sich intensiv mit den Belastungen in Weiterstadt beschäftigt und von der Deutschen Bahn vorgelegte Schallberechnungen prüft. Das gemeinsame Ziel: Die geplante Trassenführung verhindern und einen Trassenverlauf finden, der die Anwohnerinnen und Anwohner weniger belastet. Falls dies nicht gelingt, fordert die Stadt einen übergesetzlichen Lärmschutz. Hierzu zählen etwa eine frühere Troglage, schallabsorbierende Trogwände oder flache und geschliffene Schienen. Ein Anspruch darauf kann bestehen, wenn die Bahn eine Strecke als „Besonders überwachtes Gleis" (BüG) einstuft. Dieser „Vollschutz" durch aktive Schallschutzmaßnahmen soll möglichen passiven Schallschutz wie Schallschutz-Fenster an den Gebäuden nicht erforderlich machen. Dass Weiterstadt dafür vereint kämpfen wird, brachten die Demonstranten am vergangenen Freitag zum Ausdruck. „Ich bin verdammt stolz, dass Sie so zahlreich Ihren Widerstand deutlich machen", sprach Landtagsvizepräsidentin Hofmann das aus, was sich wohl viele der anwesenden Kommunalpolitiker dachten.

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