Collin und Cahn

Steinstraße 4
64331 Weiterstadt

Günther, Henny und Karl Cahn (Quelle: Heimatverein Gräfenhausen-Schneppenhausen, Karin Klingler)Die Jüdin Berta Collin wurde ermordet, ebenso ihre Tochter Henny Cahn, deren Ehemann Sigmund Cahn und die gemeinsamen Söhne Karl, Jakob Günter und Manfred - obwohl die Familie Cahn noch in die Niederlande hatte fliehen können. Nur die Tochter Regina Collin überlebte.

Die Witwe Berta Collin geborene Gottschall, geboren am 11. März 1880 in Klein-Gerau, führte zusammen mit ihrem Schwiegersohn Sigmund (genannt Sally) Cahn, geboren am 11. Dezember 1900 in Daufenbach in Preußen, die Geflügel- und Milchhandlung mit Metzgerei ihres Ehemanns Carl Collin weiter. Carl Collin war als gesellschaftlich engagierter Bürger und aktives Mitglied mehrerer Vereine bekannt gewesen. Berta Collin musste das Geschäft 1938 schließen und im folgenden Jahr das Haus verkaufen.

Ihre jüngere Tochter Regina (genannt Recha) Collin, geboren am 8. Juni 1913, floh in die Schweiz und zog nach dem Zweiten Weltkrieg nach New York. Bei ihrer Heirat nahm sie den Nachnamen Parker an. Sie starb am 19. Februar 2009.

1939 verließen auch die übrigen Familienmitglieder Gräfenhausen. Henny Cahn geborene Collin, geboren am 17. August 1907 in Gräfenhausen, ihr Ehemann Sigmund Cahn und die drei kleinen Söhne Karl, geboren am 18. März 1931, Jakob Günter, geboren am 22. Juni 1932, und Manfred (genannt Freddy), geboren am 13. April 1935, wanderten nach Rotterdam aus. Berta Collin zog sie nach Frankfurt am Main, wohl in der vergeblichen Hoffnung darauf, in der Anonymität der Großstadt der nationalsozialistischen Verfolgung zu entgehen.

Im November 1941 wurde sie ins Baltikum deportiert. Der Deportationszug sollte ursprünglich nach Riga gehen, wurde allerdings nach Kowno in Litauen umgeleitet. Im dortigen Konzentrationslager wurden am 25. November 1941 alle aus Frankfurt Verschleppten ermordet. Die Familie Cahn wurde nach der deutschen Eroberung der Niederlande 1944 zunächst im Sammellager Westerbork interniert, dann in das Sammellager Theresienstadt und in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Dort starb der mittlere Sohn, Jakob Günter, am 25. Oktober 1944. Seine beiden Brüder, Karl und Manfred, überlebten wahrscheinlich auch nicht länger. Ihre Eltern, Siegmund und Henny Cahn, die noch Ende 1944 ein letztes Lebenszeichen an Regina Collin senden konnten, wurden ebenfalls ermordet.

Die Stolpersteine für die Familie Collin-Cahn wurden in der Nacht nach der Verlegung gestohlen. Dank der eingegangenen Spenden konnten sie kurze Zeit später ersetzt werden.



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